Dienstag, 16. August 2011

12.B. Kurzer Bericht zum Klima der Nation. Von Mo.

In Berlin regnet es ausnahmsweise nicht. Wegen der starken Regenfälle der letzten Wochen ist die Luft aber sehr feucht.  Ich hatte einen langen Weg zu Fuß gemacht, denn es ging mir nicht gut, mein Kopf schmerzte seit zwei Tagen, als hätte ich Johanniskraustkapseln zu mir genommen, und etwas zu viel Wasser bewegte sich durch meinen Koerper, hatte sich unter meiner Haut gesammelt wie in den übelsten Zeiten der hormonellen Schwankungen, ich hatte wohl etwas falsch gemacht bei der kurzfristigen Rücknahme meiner Schrumpfung zu Ausflugszwecken. Immerhin, alles ging ganz gut, ich sah nicht mehr aus wie vor der Gefangenschaft, es war nicht mehr so, dass jeder blinde Mensch seinen Kopf nach mir drehte, aber es war gut genug, besonders, wenn man bedachte, dass ich mich erst an meine Ausmaße zu gewohenen hatte. Ich trug eine Tasche als Handtasche, über die ich in der EinSatzLeitung zu stolpern pflege, wenn ich mein Tellerchen in die Kreativabteilung trage, das war mir seltsam, ich hielt sie sorgfältig fest. Als ich lange genug gelaufen war, beschloss ich, mit der BVG zurück zu fahren, denn der Weg erschien mir doch weit, und dringende Aufgaben warteten, so glaubte ich jedenfalls. Als ich feststellte, dass gar kein Portemonaille in der Tasche lag, dachte ich, na gut, hast du keinen Taler nicht, trau auf dein ehrlich Angesicht, so hatte es meine Mutter selig mir immer gesagt. Als ich in der Bahn einen Sitzplatz gefunden hatte, brach mir der Schweiß aus, denn es ging mir nicht so gut, ich sagte es glaube ich schon. Ich sah seltsame Menschen, dünne und dicke, große und kleine, ernste und heitere, ärmlich behängte und gut betuchte. Mir gegenüber nahmen zwei kräftig aussehende Männer Platz, die T-Shirts mit einer Beschriftung trugen, Hollister 1922 stand drauf. Sie guckten immer mal zu mir rüber, und ich schämte mich meines Schwitzens. Mir fiel ein, dass ich unbedingt noch einen Termin notieren müsse. So holte ich einen kleinen Kalender, der doch in der Tasche war, hervor, und schrieb hinein, nur eine winzige Notiz, nicht groeßer als ich selbst, wenn ich in der EinSatzLeitung bin.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass die Männer gegenüber sehr genau guckten, was ich da hätte, sie sahen angespannt aus. Schließlich sagte einer, o, es ist ein Terminplaner, und lachte erleichtert. Sie waren beide sehr erleichtert. Sie müssen mit dem Schlimmsten gerechnet haben.

6 Kommentare:

  1. Leitung Oe: So war das nicht gemeint, Frollein, hier sollen ernste Themen behandelt werden, wie soll ich das hier vertreten?

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  2. Kreativleitung: Wie sie ich gleich aufspult, diese Oeffentlichkeitszicke, das kann einem ja schon auf die Nerven gehen.

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  3. Chefin: Es war vorgesehen, auch weiterhin kleine Erzählungen aus der EinSatzLeitung auf der B-Ebene zu posten, alles vollkommen im Rahmen.

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  4. Ein Journalist: Ich bin empoert, es ist so nicht kommuniziert worden, diese Chefin führt ihre eigenen Leute vor!

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  5. Ein Revolutionär: Wenn die sich das gefallen lassen, selbst schuld.

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  6. Demokratiebeauftragter: Revolutionäre hatten wir bisher noch keine.

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